Dienstag, 31. Juli 2007

Bergsteigen, eine Leidenschaft - Bersteigen schafft Leiden

Wer die 3 Regeln vom Alpamayo-Eintrag gelesen hat oder sich selber Alpinist nennen darf, kann meinen Titel sicher verstehen. Bergsteigen gehoert nicht in die Kategorie Wellness- oder Badeferien auf den Malediven oder am Zuerisee. Hier in der Cordillera Blanca (auch in den Alpen) muss man die Sache mit viel Passion und einer gewissen Leidensbereitschaft angehen. Natuerlich, vor allem mir ist dies ein bisschen schwer gefallen, war das Tragen von viiielen Kilos nicht gerade angenehm und dies nicht bei 20° oder auf Meereshoehe oder fuer nur 10 min.
Folgend ein paar Punkte die mir aufgefallen sind:
> Essen: Beim Essen darf man auch nicht zu hohe Ansprueche haben, denn es gibt nur Instantfutter. Nur fuer die ersten 2 Tage hatten wir Fruechte dabei. Der Alpinist kann das aber leicht akzeptieren, denn Hauptsache man kann sich etwas Warmes und zum Teil ziemlich Leckeres kochen. Ja, die Varietaet ist nicht gerade spitzenmaessig, aber es laesst sich nun mal kein Reis auf 3500m oder hoeher kochen - denn gut gekocht geht einfach nicht. Kein Problem ist Puré de papa (Kartoffelstock) oder Polenta (fein gemahlen). Gluecklicherweise hat Regine noch ein paar Packungen aus der Schweiz mitgenommen, denn die CH-Polenta ist wirklich gut.
> Schlafen: Ja, das ist so eine Sache. Fangen wir mit dem Positiven an - das Beste war mein Schlafsack. Er hat mir die Waerme gespeichert die ich ihm gegeben habe, die Qualitaet stimmt. Unterlage - Natuerlich haben auch wir beide ein Thermarest (Luftmaetteli) mit dabei doch meines ist ziemlich duenn (dafuer leicht) aber einfach verdammt schmal. Da goenn ich mir doch mein 1,60m Bett zuhause (Wiederschlafen macht Freude). Da das Zelt halt gerade gross genug war fuer 2 Personen konnte man eben gerade 2 Luftmatten nebeneinander legen. Sich rollen ist verboten, gekehrt wird an Ort und Stelle. Ansonsten kommt man entweder der Zeltwand oder dem Gegenueber zu nahe. Wenn viele andere Zelte rumstanden haben wir unser Karsumpel mit ins Zelt genommen was immer die Beinfreiheit limitierte. Also Beine anziehen oder auf den Sack. Weiter oben kann man nicht gerade von Schlaf sprechen. Die Luft ist duenn, doch obschon man sich physisch muede fuelt ist schlafen nur fuer ein paar Stunden moeglich. Gluecklicherweise fuehlte ich mich trotzdem meist genuegend ausgeruht fuer folgenden Tag, denn Ruhetage hatten wir eigentlich nie, nur in Huaraz.
> Kalt und warm: Die Reihenfolge wie links stimmt genau. Zum Beispiel muss nach dem Essen auch die Pfanne geputzt werden und dies macht man halt mit dem was man hat. Mit kaltem Wasser und einem Schwaemli oder dem Finger. War man fertig war es fast unabdingbar, dass man keine kalten Finger hatte. Nachdem man sich schlussendlich in den Schlafsack verkrochen hat war es einfach nicht moeglich rasch einzuschlafen. Kalte Fuesse oder eben kalte Haende verhinderten dies. Da nuetzte auch ein warmer Schlafsack wenig. Régine probierte eine Art Yoga-Stellung (Schneidersitz) im Schlafsack :-) Auch die kalten Fuesse auf die warmen Stellen zu bringen brachte nicht den schnellen Erfolg. Nach viiielen Minuten stimmte die Temperatur dann endlich = warm. Wenn es dann aber gegen Morgen so richtig schoen kalt wurde (nur auf den High Camps) hatte man entweder eine kalte Nase oder kalte Ohren. Beim Einschlafen war es mit den Ohren meist umgekehrt: Warme Ohren zu Beginn -> also keine Kappe montieren. Da man nicht immer auf der selben Seite liegen kann, muss man sich von Zeit zu Zeit kehren. Dies hat dann die oben genannten Effekte zur Folge. So richtig kalt war es am Tocclaraju. Andauernder Wind liess uns rasch alle Schichten montieren. Der Aufenthalt auf dem Gipfel liess uns nicht lange verweilen und wir fragten uns, ob alle kommenden Gipfel nur einen solch kurzen Aufenthalt zuliessen? - Ich meine man steigt ja unter anderem auch auf Berge um die Aussicht zu geniessen!!! Die Kaelte noetigte uns zu Aufwaermuebungen wie Arme/Beine schwingen um wieder etwas Gefuehl oder Waerme zu erlangen.Warm auch anders - vor allem beim Abstieg in den untersten Regionen: die Fuesse brennen fast und man ist froh, wenn man sich den Schuhen entledigen kann. So ist es eben mit den "warmen" Schuhen oder Pullovern: fuer warm und kalt (think about).
Zum Schluss - Beim Abstieg vom letzten Lager war ich schon froh, dass das Leiden bald ein Ende haben wird. Vor allem der Schlaf war oft etwas kurz gekommen. Aber eben, wenn man nicht bereit ist die genannten Dinge zu ertragen rate ich zu Wellness- oder Minigolfferien (gaell Stefan?!). Aber aus meiner Sicht ist dies deutlich weniger erlebnisreich und zu tauschen bin ich nicht bereit (solange gewisse Grenzen eingehalten werden). Die Myriaden von Sternen mitten in der Nacht sind einfach beeindruckend, den Silberstreifen am Morgen vor Sonnenaufgang am Horizont zu sehen oder sich am Gipfel auf den Rucksack zu setzen und die wilde Schoenheit der umligenden Spitzen zu geniessen - einfach wunderbar...

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